Freitag, 4. September 2009

Schutzmassnahmen für die Endstufe

Startblog ppdriver
Experimentierschaltung mit BJTs

Schutzmaßnahmen für die Endstufe im Kraftverstärker

Bei einem Kraftverstärker kann es vorkommen, dass eine Endröhre fehlerhaft arbeitet. Um andere Röhren und den Verstärker selbst zu schützen, müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Diese werden hier beschrieben.

Gitteremission oder Isolationsfehler können einen kleinen Gitterstrom herbeiführen. In konventionellen Schaltungen mit Gitterableitwiderstand ruft dieser Strom einen Spannungsabfall am Gitterableitwiderstand hervor, welcher der negativen Gittervorspannung entgegenwirkt. Dadurch schaukelt sich der Anodenstrom zunächst unbemerkt hoch, was zur Zerstörung der Röhre und des Apparates führt. Dies ist eine der häufigsten Fehlerursachen in konventionellen Verstärkern sowie Röhrenradios und tritt besonders gerne nach Überlastung der Endröhre auf. Die galvanische Kopplung vermeidet dies bekanntlich. Das Gitter müsste schon den kompletten Ruhestrom des Katodenfolgers übernehmen, um die Gitterspannung gefährlich zu verfälschen. Insofern ist der galvanisch an die Endröhre(n) gekoppelte Katodenfolger eine sehr wirksame Maßnahme gegen diesen Effekt.

Natürlich kann der Katodenfolger selbst eine Gefahrenquelle darstellen, wenn er einen Gitter-Katodeschluss oder noch übler, einen Überschlag zur Anode macht. Letzteres kommt durchaus vor, wenn die Anode des Katodenfolgers mit der Anode der Endpentode verbunden ist. Das Gitter der Endröhre wird dann u.U. zerstört. Als Gegenmaßnahme hilft hier ein Schutzwiderstand, der sich kleinsignalmässig nicht als Serienwiderstand bemerkbar machen soll. Bei Gegentaktschaltungen lässt sich das sehr elegant, mit einem gemeinsamen Schutzwiderstand für beide in Gegentakt arbeitende Katodenfolger, realisieren. Ist dieser Widerstand entsprechend hochohmig oder gar eine Stromquelle, so bekommt man gratis einen anodengekoppelten Differenzverstärker.

Ein ganz heißes Eisen ist ein Gitter-Katodenschluss in einer Endröhre. Dieser betrifft auch parallel geschaltete Endröhren. Der Stromfluss reicht u.U. nicht aus die Netzsicherung auszulösen, was bei Ausfall der negativen Gittervorspannung noch möglich sein kann. Eine Schutzschaltung die auch bei Ausfall der negativen Vorspannung oder bei einem Gitter-Katodenschluss in einer Endröhre anspricht, sollte daher in keinem Kraftverstärker fehlen. Wie das beim 6 x EL34 amp gemacht wird zeigt das Schaltbild:


Hier kommt wieder der galvanisch gekoppelte Katodenfolger als Retter ins Spiel. Ohne Rücksicht auf Koppelkondensatoren nehmen zu müssen, ermöglicht er es relativ niederohmige Sense Widerstände von je 56KΩ zum Stromknoten P (P= Protect) zu führen. Unterschreitet der Strom am Knoten P einen Mindestwert, hier etwa 1mA, schaltet die open collector Stufe die im Verstärker vorhandene STBY und Anodenspannungs Verzögerungsschaltung sofort in Bereitschaft, d.h. anodenspannungsfrei, sobald ein Fehler in der Endstufe auftritt. Das elektromechanische Analog dazu wäre ein Relais das bei kleiner 1mA abfällt.

Ein paar zusätzliche 0,8mm Bohrungen und schon ist die Schaltung mit auf der Leiterplatte des Verstärkers untergebracht.




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Dienstag, 14. Juli 2009

Differenzverstaerker Experimentierschaltung mit BJTs

Please read the start blog first. This blog explains the 'common mode feedback' aspect in the circuit. A simple BJT bread board circuit is build and some measurements are taken. The 'common mode feedback' makes the output X3 X4 floating and creates an 'anode coupled' differential amp characteristic for Q3 Q4.


Den Startblog bitte vorher lesen!

Um die Zusammenschaltung von katodengekoppeltem- und anodengekoppeltem Differenzverstärker zu verstehen, habe ich mal die folgende Experimentier-Schaltung mit Bipolar-Transistoren aufgebaut:



So lässt sich leicht die Funktionsweise nachvollziehen und überprüfen. Mit den im folgenden gegebenen Werten erhält man eine Verstärkung von 20dB. Die Betriebsspannung VCC = 24VDC ermöglicht line Pegel an den Ausgängen X3 und X4.

Widerstände:
R01 = 2K2Ω
R02 = 2K2Ω
R03 = 1MΩ
R04 = 6K8Ω
R05 = 1MΩ
R06 = 820Ω
R07 = 820Ω
R08 = 100KΩ
R09 = 100KΩ
R10 = 200Ω
R11 = 200Ω
R12 = 3K9Ω
R13 = 100KΩ
R14 = 100KΩ
R15 = 100KΩ
R16 = 2K2Ω
R17 = 2K2Ω
R18 = 100KΩ
R19 = 4K7Ω

Kondensatoren:
C1 = 47µF 63VDC Pluspol an Vcc
C2 = 1µF 63VDC Minuspol an X1
C3 = 1µF 63VDC Minuspol an X2
C4 = 1µF 63VDC Pluspol an Q1
C5 = 1µF 63VDC Pluspol an Q2
C6 = 100µF 25VDC Minuspol an GND
C7 = 47µF 16VDC Minuspol an X3
C8 = 47µF 16VDC Minuspol an X4
C9 = 220µF 10VDC Minuspol an GND

Dioden:
D1 = 1N4148
D2 = 1N4148

Transistoren:
Q1 = BC547C
Q2 = BC547C
Q3 = BC547C
Q4 = BC547C

Kurze Funktionsbeschreibung der Bauelemente im einzelnen:
Widerstände:
R1,R2_Arbeitswiderstände für die Differenzverstärker Transistoren Q1,Q2.
R10,R11_Stromgegenkopplungswiderstände für die Transistoren Q1,Q2. Durch ihr Widerstandsverhältnis zu den Arbeitswiderständen wird die Verstärkungsziffer, hier 20dB, festegelgt. Sie halten die Arbeitssteilheit von Q3,Q4 konstant.
R16,R17_Arbeitswiderstände für die Differenzverstärker Transistoren Q3,Q4.
R3,R5,R15,R19_laden die Koppelkondensatoren auf und ziehen die Anschlüsse X1,X2,X3,X4 großsignalmässig auf GND.
R4,R12,R19_teilen die Betriebsspannung Vcc in Spannungen zur Arbeitspunkteinstellung der Differenzverstärker.
R8,R9_Entkoppeln kleinsignalmässig die Basen von der Gleichspannung an C6. R13,14_Entkoppeln kleinsignalmässig die Basen von der Gleichspannung an C9.
R6,R7_Begrenzungs- und Schwingschutzwiderstände für die Basen von Q1,Q2.

Kondensatoren:
C1_Betriebsspannungsblock
C2,C3,C7,C8_Koppelkondensatoren
C6_Referenzspannungsblock
C9_Referenzspannungsblock
C4_Koppelkondensator, verbindet kleinsignalmässig Collektor von Q1 mit Basis von Q3.
C5_Koppelkondensator, verbindet kleinsignalmässig Collektor von Q2 mit Basis von Q4.

Dioden:
D1,D2_begrenzen mit R6,R7 die Eingangsspannung, verhindern das Zenern der Basis-Emitterdioden von Q1,Q2.

Transistoren:
Q1,Q2_Dieses Differenzverstärker Paar wird in Analogie zum katodengekoppelten Differenzverstärker im weiteren Text entsprechend bezeichnet.
Q3,Q4_Dieses Differenzverstärker Paar wird in Analogie zum anodengekoppelten Differenzverstärker im weiteren Text entsprechend bezeichnet.

Noch ein paar grundlegende, allgemeine Bemerkungen zum Differenzverstärker.
Ein Differenzverstärker ist dadurch gekennzeichnet, dass seine Differenzverstärkung größer als seine Summenverstärkung ist. Im Idealfall gibt es dann nur noch Differenzverstärkung. Dies wird durch die Verkopplung beider Differenzverstärkerzweige erreicht. Das Summensignal darf idealerweise auch keine Stromänderung in den Differenzverstärkerzweigen hervorrufen können. Dazu bedarf es, sofern die Differenzverstärkerzweige nicht komplementär aufgebaut sind, neben den beiden Röhren- oder Transistorstufen noch einer, wie auch immer gearteten, "Stromquelle". Diese stellt den Strom bereit der sich auf die beiden Stufen, der Ansteuerung entsprechend, verteilt. Kleinsignalmäßig hängt die Symmetrie der Ausgangsspannung zu GND von der Symmetrie der Arbeitswiderstände ab, jedoch nicht davon ob elektrisch gleichwertige Transistoren oder Röhren in den beiden Zweigen verwendet werden. Das spielt erst eine Rolle, wenn die reale "Stromquelle" einen zu niedrigen Innenwiderstand bekommt.

Die Komplementäre Schaltungstechnik ermöglicht die Verkopplung beider Zweige des Differenzverstärkers ohne die separate "Stromquelle". Ein Komplementärer Differenzverstärker wird beispielsweise beim UVB verwendet; Q10 und Q2 bilden seine komplementären Differenzverstärkerzweige, hier in asymmetrischer Ausführung.

Die Zusammenschaltung des anoden- und katodengekoppelten Differenzverstärkers lässt,
infolge der Gleichtaktverkopplung*,
die separaten "Stromquellen" entfallen, die sonnst, für beide Differenzverstärker alleinstehend, nötig wären.

Messungen an der Schaltung:
Großsignal

Im folgenden Bild habe ich die mit dem Digitalmultimeter (Ri=10MΩ) gemessenen Gleichspannungen eingetragen.


Für die größtmögliche Aussteuerbarkeit, soll dabei je ≈¼ der Betriebsspannung an den Transistoren und den Arbeitswiderständen abfallen. Dementsprechend sind die Teilerwiderstände R4, R12 und R19 dimensioniert. Wenn R11 kurzgeschlossen wird, liegen am Collector von Q1 20VDC und am Collector von Q2 16VDC. Die Stromverstärkung der Transistoren liegt bei B ≈ 500.

Kleinsignal

Messung des Eingangswiderstandes rEasym der Schaltung:
5.00 Eingangssignal Sinus von 1KHz -20dBu, das entspricht 200mVpp an X1, dabei X2 kurzschließen. Ausgangsspannung an X3, X4 messen. -14dBu, also 400mVpp über Widerstand an X1, Widerstandswert für gleiche Ausgangsspannung ausprüfen.
Der ausgeprüfte Widerstandswert beträgt 56KΩ. Der gleiche Wert ergibt sich für X2 bei Kurzschluss von X1.
Errechneter Wert
rEasym = R3 II R9 II hfe x (R10 + 1/s)
rEasym = 1MΩ II 100KΩ II 500 x (200Ω + 15Ω)
rEasym = 1MΩ II 100KΩ II 108KΩ = 49KΩ
Der Eingangswiderstand rEasym beträgt ≈ 50KΩ.

Tipp:
Die Eingangskapazität ist dann am geringsten, wenn die beiden Differenzverstärker asymmetrisch betrieben werden und der in Phase zum Eingang liegende Ausgang verwendet wird. Im Klartext, wenn X1 Eingang ist, werden X2 und X3 geerdet und X4 als Ausgang verwendet. Der Signalweg Emitterfolger → Basisverstärker (mit lokaler Gegenkopplung) → Emitterfolger bietet eine sehr breitbandige und schnelle Verstärkertopologie. Sie wird in komplementär Form deshalb beim Universal Video Board verwendet.

Messung des Ausgangswiderstandes der Schaltung
6.oo Ausgangswiderstand zwischen den Emittern ree von Q3 und Q4:
Sinus von 1KHz -46dBu am Eingang einspeisen. Belastungswiderstand am Ausgang X3-X4 so ausprüfen, dass der Pegel auf die Hälfte einbricht. Der ausgeürpfte Widerstand ree beträgt 30Ω.
Bei der Messung ist es gleichgültig ob sie symmetrisch also zwischen den beiden Ausgängen X3-X4 oder asymmetrisch, also ein Ausgang an GND, der andere Ausgang an die Last, durchgeführt wird.
Berechnung des Ausgangswiderstandes entsprechend 4.01
6.01 Die Steilheit s = Ie/UT
Ie = 6VDC/2K2Ω = 2,7mA Emitterstrom
UT = 40mV Temperaturspannung Silizium
s = 2,7mA/40mV = 68mA/V
1/s = 15Ω
6.02 ree = 2/s = 30Ω

7.00 Ausgangswiderstand rkm an X3 wenn X4 offen ist und umgekehrt:
Sinus von 1KHz -20dBu am Eingang einspeisen. Belastungswiderstand am Ausgang X3 so ausprüfen, dass der Pegel auf die Hälfte einbricht. Dabei bleibt X4 offen. Der ausgeprüfte Wert für rkm beträgt 560Ω. Der gleiche Wert ergibt sich bei der Messung an X4 bei offenem X3.
Berechnung analog zu 4.05
Rages = R1 II R2 = 1K1Ω
Rkges = R15 II R16 II R17 II R18 = 1K1Ω
rkm = (Rages + 1/s) II Rkges
rkm = ( 1K1Ω + 15Ω) II 1K1Ω
rkm = 554Ω

8.00 Die folgende Messung zeigt, dass der Ausgang floaten kann:
Sinus von 1KHz -6dBu (das entspricht 1Vpp) an den Ausgang X3 anklemmen. Eingänge werden dabei kurzgeschlossen. Das Signal welches an X3 eingespeist wird, kommt an X4 heraus. Gleiches auch umgekehrt also Signal an X4 kommt bei X3 heraus.

Das gilt natürlich auch für Applikationen mit FET's und Elektronenröhren.
Speziell beim Gegentakttreiber mit Röhrenbestückung bekommt man die im Startblog erklärten Eigenschaften, die einen deutlichen technischen Fortschritt gegenüber dem 'Stand der Technik' bieten.

Wird fortgesetzt ...




(23.08.2009) Reaktionen auf diesen Blog in Foren, es darf gelacht werden:


"Das ELKO": Versuch einer Foren-Diskussion zum blog. Achtung, der Thread besteht inzwischen aus mehreren Seiten, die Ihr oben rechts auswählen könnt. Inzwischen habe ich den Eindruck, dass die Leute mit der Thematik hoffnungslos überfordert sind. Grund: Auf der Suche nach einem Grundlagen Hyperlink zum Thema Differenzverstärker, bin ich auf diese Seite (Abruf 16.07.09) gestoßen. Dort behauptete man, der Differenzverstärker sei die Grundschaltung des Operationsverstärkers und zeigt im Bild einen Gegentaktverstärker. Dieser musste dann für die Erklärung des Differenzverstärkers herhalten. Etwas dezenter versuchte ich das im zugehörigen Forum anzusprechen. Offenbar nicht weil man es verstanden hat, sondern um mein "Weltbild nicht ins Wanken zu bringen", hat man sich im 2. Versuch (Abruf 22.07.09) immerhin schon zum LTP durchgerungen. Auf meine Frage, ob denn der Unterscheid zwischen Differenz- und Gegentaktverstärker bekannt sei, blieb man mir die Antwort schuldig. Konsequenterweise schafft man es auch nicht CMRR für den Gegentaktverstärker anzugeben. 5. Seite im Thread Nur logisch, wenn man die Erklärung zur Gleichtaktunterdrückung aus dem 3.Versuch (Abruf 18.08.2009) liest. Übrigens: Da beim Gegentaktverstärker Differenz- und Summenverstärkung (im Idealfall) betragsgleich sind, ist der Quotient 'CMRR' dann gleich Eins. Ob diese Kritik die Macher vom selbst ernannten 'Elektronik Kompendium' zum Um-denken anregt? Nach fünf Seiten (!) Diskussion und den Anfeindungen im Forum, habe ich da wenig Hoffnung.


*www.ebmule.de: Herrlich, die Reaktion des Herrn Ing. ..., der am Verständnis der Gleichtaktverkopplung zwischen den Differenzverstärker-Röhrenstufen zerbricht. http://www.ebmule.de/printthread.php?tid=1147
Zitat vom 27.07.09 20:43 :"... Deine Irrsinnige Gleichtaktverkopplung zwischen den Röhren existiert nur in Deinem Kopf. Rein technisch ist die Verbindung zwischen den Röhren kalt. Man kann sie problemlos wechselspannungsmäßig erden, ohne daß sich auch nur ein Jota an der Funktion ändert. ..."Zitat Ende.
Hatte er doch, siehe Startblock unten, die Anordnung für sich verbuchen wollen. Der Thread steht in der Fassung vom 06.08.2009 als pdf-Kopie zur Verfügung und kann auf Anfrage privat zugesandt werden.


Letzte Bearbeitung am 03.September 2009 (Text ebmule hifi-portal)


Der folgende blog behandelt die Schutzmaßnahmen in der Endstufe.




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Dienstag, 14. April 2009

Differenzverstärker aus Katodenfolgern zum Treiben von Gegentaktstufen.

Hello,
in this blog I want to show you a push pull driver stage. I build it in a 6 x EL34 power amplifier (schematic) and I am very satisfied with this kind of driver.
It consists of two differential amps. A conventional cathode coupled differential amplifier at the top and an anode coupled differential amplifier at the bottom. Both differential amplifiers are forming a kind of constant current draw to improve each other. There will be no change in charge of the coupling caps from the cathode coupled to the anode coupled differential amp. This prevents 'blocking' of the tubes and cross over distortions.
Experimental BJT bread board circuit


Differenzverstärkern muss oft ein Katodenfolger je Ausgang nachgeschaltet werden um Endtrioden mit genügend niedriger Impedanz zu treiben. Mit Hilfe der 'Vierten Schaltungstechnik' lässt sich aus zwei Katodenfolgern ein Differenzverstärker mit Anodenkopplung aufbauen. Durch eine geschickte Verschaltung mit dem steuernden Differenzverstärker in Katodenkopplung wird zusätzlich eine zeitkonstantenfreie Gitterstrombegrenzung erreicht, es gibt keine Arbeitspunktverschiebung und Übernahmeverzerrungen die damit einhergehen, treten nicht auf. Die Differenzverstärker dienen sich dabei gegenseitig als Stromquellen was die Qualität der Differenzverstärker noch zusätzlich verbessert. Das Bild zeigt die Zusammenschaltung beider Differenzverstärker.


Im folgenden werden die einzelnen Schaltungsteile beschrieben und im Anschluss daran eine Beispielschaltung für einen Kraftverstärker gebracht.


Bei einem herkömmlichen Differenzverstärker mit Katodenkopplung wird das Ausgangssignal an den Anoden der Röhren abgenommen.

Katodengekoppelter Differenzverstärker
Der Katodenstrom verteilt sich, abhängig von der Differenzspannung zwischen den Gittern, auf die Anoden. Bei Verwendung einer Konstantstromquelle, wie im Bild gezeichnet, besteht völlige Gleichtaktunterdrückung. Das bedeutet, auch bei asymmetrischer Ansteuerung erhält man an den Anoden gleich große gegenphasige Signale. Bedingung dafür ist, dass die Belastung an den Anoden gleich ist. Eine Stromquelle erfordert mindestens eine zusätzliche entsprechend beschaltete Röhre. Eine gute Kompromisslösung, ohne diese Stromquelle aus zukommen, ist ein mit Gleichspannung beaufschlagter Widerstand. Dies wird als 'long tailen' bezeichnet und das als Differenzverstärker beschaltete Röhren- (oder Transistor) Paar wird deshalb long tailed pair, kurz LTP genannt. Das hintereinander schalten mehrerer Stufen sorgt für eine weitere Gleichtaktunterdrückung. Auch deshalb investiert man die Röhren lieber in eine zusätzliche LTP-Stufe als in eine Stromquelle.
Noch günstiger ist es, wie in der Schaltung oben ausgeführt, den folgenden Differenzverstärker als Stromquelle für den vorhergehenden Differenzverstärker zu verwenden. Die als Katodenstromquelle dienenden Trioden steuern bei Änderungen des Gesamtstromes wirkungsvoll gegen und bekommen so das gewünschte Stromquellenverhalten r>R durch schaltungstechnische Maßnahmen.

Mit Trioden lässt sich ein Differenzverstärker auch in Anodenkopplung aufbauen.

Anodengekoppelter Differenzverstärker
Bei symmetrischer Ansteuerung fällt keine Signalspannung an den Anoden ab. Jede Unsymmetrie bewirkt eine Anodensignalspannung die über den Durchgriff die Trioden steuert. Bei Verwendung einer Konstantstromquelle, wie im Bild gezeichnet, besteht völlige Gleichtaktunterdrückung. Das bedeutet, auch bei asymmetrischer Ansteuerung erhält man an den Katoden gleich große gegenphasige Signale. Bedingung dafür ist, dass die Belastung an den Katoden gleich ist.
Der Ausgangswiderstand zwischen den Katoden beträgt, wie zwischen zwei einzelnen Katodenfolgern, 2/s [s = Steilheit]. Das sind in der Beispielschaltung gemessene 570Ω. Das anodenseitige 'long tailen' beim anodengekoppelten Differenzverstärker ist aber um den Leerlaufspannungsverstärkungsfaktor µ 'ungünstiger' als das katodenseitige 'long tailen' beim katodengekoppelten Differenzverstärker. Trioden mit hohem Durchgriff und niedriger Restspannung ermöglichen einen hochohmigen Anodenwiderstand was die Gleichtaktunterdrückung verbessert.
Allerdings sind Trioden mit sehr hohem Durchgriff als Katodenfolger eher nicht geeignet. How to find the best cathode follower. In der vorgestellen Applikation sind die Anoden der Katodenfolger kleinsignalmässig mit den Gittern der Katodenfolger über den katodengekoppelten Differenzverstärker als Gitterbasisverstärker, verkoppelt. Die oben beschriebene verminderte Wirkung des 'long tailens', infolge von µ beim anodengekoppelten Differenzverstärker, wird so mehr als ausgeglichen. Durch diese Gleichtaktverkopplung schaffen sich beide Differenzverstärker so gegenseitig optimale Betriebsbedingungen.

Im folgenden ein Applikationsbeispiel dieses Treibers in einen Kraftverstärker:
(Röhrenbestückung entlang des Signalweges ECC82→ECC88→6N6P→6xEL34)


Beim Ansteuern von Endröhren will man vermeiden in den Gitterstrombereich zu steuern. Bei der Ansteuerung über einen galvanisch gekoppelten Katodenfolger hält man den Gitterstrom durch entsprechende Wahl der Anodenspannung für den Katodenfolger im zulässigen Bereich. Beim Anodengekoppelten Differenzverstärker bestimmt der gemeinsame Anodenwiderstand bzw. die Anodenstromquelle den maximalen Gitterstrom der Endröhre. Der Gitterstromeinsatz am Katodenfolger bestimmt den Gitterstrom der Endröhre. Das bekannte Problem mit der Ladungsänderung des Koppelkondensators und der damit verbundenen Arbeitspunktverschiebung wird so vom Gitter der Endröhre zum Gitter des treibenden Katodenfolgers verlegt. Diese Ladungsänderung des Koppelkondensators vermeidet die Schaltung. Der obere Differenzverstärker detektiert den Gitterstromeinsatz an den Endröhren als Änderung des Gesamtstromes und begrenzt die Steuerung der Katodenfolger noch im gitterstromlosen Bereich. Dadurch ändert sich die Ladung in den Koppelkondensatoren nicht. Der Arbeitspunkt bleibt stabil. Man kann nun die Koppelkondensatoren großzügig dimensionieren ohne ein Nachkriechen des Arbeitspunktes fürchten zu müssen.

Wie die Schaltung das macht, kann man an den Gittern der Endröhren oszillographieren. Das Oszillogramm zeigt einen übersteuerten 1KHz Sinus.


(Das gleiche Oszillogramm erhält man auch an der Sekundärwicklung eines Zwischenübertragers, der seine Vorspannung über Symmetrierwiderstände erhält, Bild.)
An der 0V Linie, hier Gitterstromeinsatz, wird die obere Kappe des Sinus abgeflacht. Am unteren Ende wird dafür etwas hinzugefügt. Dies passiert hier im anodenstromlosen Bereich und wirkt sich daher nicht auf das Ausgangssignal aus, zumal das Gegentaktsignal davon unberührt bleibt. Das Ausgangssignal wird bei Übersteuerung wunschgemäß oben und unten begrenzt.


Es kommt nicht zu den gefürchteten Übernahmeverzerrungen durch Verschiebung des Arbeitspunktes.

Appendix:
1. Berechnung des Innenwiderstandes der äquivalenten Stromquelle für den katodengekoppelten Differenzverstärker:
Diese wird durch den anodengekoppelten Differenzverstärker gebildet. Der gemeinsame Katodenwiderstand beträgt:
1.01 Rkges = R9j II R9h II R15j II R15h
= 1/ ( 2x ( 1/47KΩ + 1/56KΩ ))
= 13KΩ.
Dieser wird µ-fach zur Anodenseite multipliziert:
µ 6N6P = 22
1.02 µrkges = 22 x 13KΩ = 286KΩ
Da auch der Spannungsabfall am gemeinsamen Anodenwiderstand Rages des katodengekoppelten Differenzverstärkers die Trioden des anodengekoppelten Differenzverstärkers steuern, wird auch dieser Widerstand Rages µ-fach multipliziert zu µRkges addiert:
1.03 Rages = R9c II R9o Nota: Die 1MΩ Widerstände sind demgegenüber vernachlässigbar.
= 1/ ( 1/47KΩ + 1/47KΩ )
= 23KΩ
1.04 µrages = 22 x 23KΩ
= 506KΩ
Beide Widerstandswerte zusammenaddiert ergeben den Innenwiderstand der äquivalenten Stromquelle für den katodengekoppelten Differenzverstärker:
1.05 µ(Rkges + Rages) = 286KΩ + 506KΩ
r= 792KΩ
Durch 'long tailen' würden demgegenüber nur etwa
1.07 Rlt = (135V + 50V ) / 7mA = 26KΩ erreicht.
Duch die Kombination beider Differenzverstärker arbeitet der katodengekoppelte Differenzverstärker um den Faktor 30 günstiger als alleinstehend mit 'long tail Widerstand'.
Bemerkenswert ist, dass der Großteil des äquivalenten Stromquellenwiderstandes r = 792KΩ hier durch die Gleichtaktsteuerung über µrages = 506KΩ gebildet wird. Diese Erkenntnis ist sehr wertvoll und auf viele derartige Differenzverstärker anwendbar.

2. Ermittlung des äquivalenten Innenwiderstandes der Stromquelle für den anodengekoppelten Differenzverstärker:
Dazu muss man erkennen, das jede Stromänderung an den parallel geschalteten Anoden einen entsprechenden Spannungsabfall am gemeinsamen Anodenwiderstand Rages des katodengekoppelten Differenzverstärkers hervorruft. Dieser steuert die beiden Trioden des anodengekoppelten Differenzverstärkers im Gleichtakt an den Gittern. Diese µ-fach empfindlichere Gittersteuerung ersetzt schaltungstechnisch die Stromquelle an den gemeinsamen Triodenanoden. Beim anodenseitigen 'long tailen' des anodengekoppelten Differenzverstärkers könnte man sich einen 'long tail Widerstand' von maximal (360V – 50V) / 7mA = 44KΩ erlauben. Der dem 'long tailen' entsprechende äquivalente Stromquelleninnenwiderstand, der durch die Gittersteuerung gebildet wird, beträgt demgegenüber µrages = 506KΩ. Durch die Kombination beider Differenzverstärker arbeitet der anodengekoppelte Differenzverstärker um den Faktor 12 günstiger als alleinstehend mit 'long tail Widerstand'.

3. Gleichtaktunterdrückung und CMRR:
Durch die Zusammenschaltung der Differenzverstärker koppelt der katodengekoppelte Differenzverstärker als Katodenfolger Gleichtaktsignale auf die Anoden des anodengekoppelten Differenzverstärkers. Diese werden entsprechend dem Durchgriff zu den Katoden gekoppelt. Die Gittersteuerung über den katodengekoppelten Differenzverstärker wirkt dem entgegen. Folglich begünstigt ein kleiner Durchgriff und ein großer Rages die Gleichtaktunterdrückung.

CMRR beträgt im Applikationsbeispiel gemessene 60dB.

Berechnung von CMRR:
Dazu berechnet man zuerst die Gleichtaktverstärkung vugl
3.01 vugl = 1/µ–Rages/µ(Rages+Rkges)
Bedingung: Rkges>>1/s , für µ der Wert des anodengekoppelten Differenzverstärkers.

Mit den Werten aus der Beispielschaltung:
vugl = 1/22 – 23KΩ/22 (23KΩ + 13KΩ)
vugl = 0,045 - 0,029
vugl = 0,016 entspricht -36dB

Die Gegentaktverstärkung für den katodengekoppelten Differenzverstärker berechnet sich
3.03 vuggkd = s x (µ/s II Ra)
wobei für s und µ die Werte für die Trioden im katodengekoppelten Differenzverstärker eingesetzt werden müssen. Diese werden aus den Diagrammen zu der Röhre ermittelt.
vuggkd = 5mA/V x ( 29 /5mA/V II 47KΩ )
vuggkd = 5mA/V x 5163Ω
vuggkd = 26 fach

Die Gegentaktverstärkung für den anodengekoppelten Differenzverstärker berechnet sich:
3.04 vuggad = (1 – 1/µ) x (Rk ( Rk + 1/s))
vuggad = (1 – 1 / 22) x (26KΩ (26KΩ + 285Ω))
vuggad = 0,95 x 0.99 = 0,94

Die Gegentaktverstärkung der Schaltung beträgt:
3.05 vugg = vuggad x vuggkd
vugg = 26 x 0,94 = 24
vugg = 28dB

3.06 CMRR beträgt:
CMRR = vugg / vugl
CMRR = 24/0,016 = 1500
CMRR = 28dB + 36dB = 64dB

Mit Long Tailed Pair und Katodenfolger würde man demgegenüber lediglich
3.07 Rlt / Rages = 26KΩ / 23KΩ
(siehe 1.07 und 1.03)
= 1,13 entspricht 1,1dB
CMRR = 1,1dB + 27dB = 28dB erreichen.

CMRR verbessert sich durch die Gleichtaktverkopplung von Katodenfolger und Long Tailed Pair zu der hier vorgestellen Anodnung in dieser Schaltung um das 63- fache oder 36dB.

4. Ausgangswiderstand:
Der Ausgangswiderstand rkk zwischen den Katoden beträgt erwartungsgemäß 2/s weil die Innenwiderstände beider Katoden kleinsignalmässig in Reihe liegen. Aus dem gemessenen Wert für rkk kann man die Steilheit s errechnen:
4.01 s = 2 / rkk
s = 2 / 570Ω = 3,51mA/V
1/s = 285Ω
Der Kehrwert der Steilheit s multipliziert mit µ ergibt den Innenwiderstand riak der Triode.
4.02 riak = 1/s x µ
riak = 285Ω x 22 = 6270Ω
Diesen Wert kann man zur Kontrolle im Ia = f(Ua) Diagramm an die dem Arbeitspunkt am nächsten liegenden Kennlinien als Tangenten legen.

Eine vereinfache Formel zur Berechnung des Ausgangswiderstandes zwischen Katode und Masse rkm bringt eine Extremwertbetrachtung:
4.03 Für Rages = 0 gilt:
rkm ≈ 1/s
4.04 Für Rages = ∞ gilt:
rkm ≈ Rkges

Daraus folgt:
4.05 rkm = (Rages + 1/s) II Rkges

Mit den Werten aus der Schaltung:
rkm = 23KΩ II 13KΩ = 8K3Ω

Die Messung ergab knappe 8KΩ. Interessant ist auch, dass sich der Ausgang tatsächlich so verhält wie die im Ersatzbild gezeichnete Anordunug mit Übertrager. Wird ein Ausgang kleinsignalmässig kurzgeschlossen, bleibt die Ausgangsspannung wunschgemäß unverändert. Das bedeutet die Amplitude auf der Gegenseite verdoppelt sich dann.

Der Knüller:
Im einem Forum hat ein in der Szene wohl bekannter User m.E. einfach mal versucht diese Entwicklung für sich zu verbuchen. http://ebmule.de/showthread.php?tid=1147&page=10
Zitat von 'User' aus Beitrag #246:
„... Um weiteren Diskussionen von vornherein vorzubeugen: das, was Darius hier versucht, als Innovation zu verkaufen, habe ich Ende letzten Jahres bereits in einem fertigen Gerät in ähnlicher Konfiguration vorgestellt. ...“ Zitat Ende
Im Bild,
http://www.roehrentechnik.de/forum/gdgt-300B.png
das er dem Beitrag zugefügt hat, zeigt er die alte bekannte Anordnung Differenzverstärker steuert Katodenfolger. Natürlich alles schön bunt, mit Simulationen versehen und die Röhren so positioniert wie in der Schaltung hier im blog. Hat er wirklich geglaubt damit durchzukommen?
Frei nach dem Motto, wenn ich es nicht bekomme darf das keiner haben, versucht man m.E. mit allen Mitteln die Vorzüge der hier vorgestellten Anordnung zu ignorieren oder weg zu reden. Während der Eine versucht vom Thema abzulenken um die Vorzüge nicht zugeben zu müssen, sucht der Andere nach der Stromquelle und der Nächste simuliert gezielt an der Realität vorbei. Flamings übelster Form, sowie meine Realnamensnennung in beleidigendem Zusammenhang, gehören inzwischen auch dazu. Natürlich wird alles versucht um die User davon abzubringen, diesen blog hier zu lesen!
Der Thread steht in der Fassung vom 13.06.09 als .pdf-Kopie zur Verfügung und kann auf Anfrage per Email privat zugesandt werden.

Im folgenden blog wird dann diese Beispielschaltung mit Transistoren durchgemessen.

Letzte Bearbeitung am 20.08.2009




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